Intersexuelle Menschen, auch Zwitter oder Hermaphroditen genannt, verfügen über keine eindeutig männlichen oder weiblichen Geschlechtsmerkmale. Genetisch bedingt wird z. B. bei der XY-Variante zu wenig oder gar kein Testosteron gebildet oder die Testosteron-Rezeptoren können das männliche Geschlechtshormon nicht erkennen. Das heißt, ein genetischer Junge bildet uneindeutige Geschlechtsmerkmale aus oder entwickelt sich körperlich zum Mädchen. Während Betroffene selten ein Problem damit haben – außer man redet es ihnen ein –, reagiert die Gesellschaft, als hätte sie ein Monster vor sich.

Während sie von Hindus oder Buddhisten fast einen Heiligenstatus zugesprochen bekommen und z. B. Hochzeiten zelebrieren oder Neugeborene segnen, werden sie in anderen Regionen wie Aussätzige behandelt, verfolgt und ausgegrenzt. Gerade in der christlich geprägten westlichen Welt wird Druck auf die Eltern intersexueller Kinder ausgeübt, um eine eindeutige Geschlechtszuweisung zu erreichen. Intersexuelle werden genau, wie z. B. Trans- oder Homosexuelle zu einer Minderheit angehörig erklärt, obwohl bei der Menge der Betroffenen nicht von einer Minderheit gesprochen werden kann. Verschiedene Schätzungen gehen allein in Deutschland von 800 000 bis zu zwei Millionen Intersexuellen aus.

Während noch in Preußischen Gesetzen klar definiert war, dass sich intersexuelle Menschen erst mit Erreichen des 18. Lebensjahres für ein Geschlecht entscheiden mussten, wurden später intersexuelle Kinder einfach dem Wunschgeschlecht der Eltern oder Ärzte angepasst. Da es einfacher war, ein Loch zu bohren, als einen Turm zu errichten, wurden viele Intersexuelle schon im Baby- oder Kleinkindalter zu äußerlichen Mädchen umoperiert.

Gott gleiche Ärzte vertraten die Meinung, dass eine Operation, die eine Eindeutigkeit herstellt, vom Betroffenen gewünscht würde. Eltern wurden mit Aussagen, wie z. B. „Ihr Kind wird es Ihnen danken“, „stellen Sie sich vor, Ihr Kind muss sich im Kindergarten oder in der Schule ausziehen“ oder „Ihr Kind wird es schwer haben, wenn Sie uns nicht machen lassen“ geködert. Das Wohl des Kindes wurde dabei nicht beachtet. Man bastelte Neovaginas, die stetig per Dildo offen gehalten werden mussten und dem Kind oft bis ins hohe Alter Schmerzen verursachten. Eine angeblich zu große Klitoris wurde auf ein „normales“ Maß gekappt. Die Meinung der unaufgeklärten oder falsch informierten Gesellschaft wurde höher eingeschätzt, als das anschließende Fehlen der sexuellen Empfindlichkeit. Was ein Kind nicht kennt, vermisst es später auch nicht.

Oft wurden sogar Geschlechts angleichende Operationen vorgenommen, ohne dass die Eltern informiert waren. Ich habe von einer Mutter gehört, dass sie dem Arzt gegenüber erst laut werden musste, um eine Verstümmelung ihres Kindes zu verhindern. Von anderer Seite kam mir zu Ohren, dass von Ärzten eine Überlebensnotwendigkeit konstruiert werden sollte, um eine Operation auch gegen den Willen der Eltern durchzusetzen. Spielt da wirklich nur das Kindeswohl eine Rolle? Kann es nicht sein, dass solche verstümmelnden Operationen auch aus Geldgier unternommen werden?

Anstatt der Unsache für die so genannte „weibliche Hysterie“, wie z. B. Kindesmissbrauch oder nicht ausgelebte Homosexualität auf den Grund zu gehen, waren viele Ärzte noch bis in die 1960 Jahre der Ansicht, dass ein Abschneiden oder Ausbrennen, unter anderem mit Säure, der Klitoris Abhilfe schaffen könnte. Gott gleiche Irre ohne reales wissenschaftlich belegtes Wissen, beanspruchten für sich und andere, auf diesem Gebiet den Stein der Weisen gefunden zu haben. Hanebüchen untermauerte Abhandlungen über diesen Wahnsinn wurden von vielen Medizinern und Laien geradezu verschlungen und für wahr und unangreifbar erklärt. Millionen von Frauen und Mädchen fielen diesen Männern in Weiß zum Opfer und mussten Höllenqualen erdulden.

Obwohl Freud in seinen frühen Jahren und später auch seine Nachfolger oft auf die wahren Hintergründe der „weiblichen Hysterie“ hinwiesen, wurde munter weiter verstümmelt. Gern wurde auch auf die Verstümmelung der weiblichen Genitalien in afrikanischen Regionen hingewiesen, um diese Operationen in westlichen Ländern zu rechtfertigen. Was seit vielen tausend Jahren in Ägypten praktiziert wird, kann nicht schlecht sein. Schließlich haben die Ägypter die Pyramiden gebaut und selbst Nophrete war beschnitten.

Nach glaubwürdigen Schätzungen werden allein in Deutschland pro Jahr etwa 2000 „Geschlechts angleichende“ Operationen bei Babys und Kleinkindern vorgenommen, um eine angeblich zu große Klitoris zu reduzieren. Obendrein werden diese Kinder mit Hormonen eingedeckt, um das Wunschgeschlecht zu erreichen. Die körperliche und psychische Unversehrtheit wird dabei völlig außer Acht gelassen. Noch heute gibt es nicht wenige Mediziner, die für eine Angleichung eintreten und nur einige wenige Mediziner, die Opfer ihrer „Therapien“, für das zugefügte Leid um Vergebung bitten.

Wäre es nicht besser, die Gesellschaft über das Thema „Intersexualtiät“ aufzuklären, darauf hinzuweisen, dass von dieser Variante der Natur keine reale Gefahr ausgeht, anstatt Betroffene gegen ihren Willen einem Geschlecht zuzuordnen, das sie nicht in sich haben, das sie nicht fühlen? Ist der Profit einiger Ärzte höher anzusiedeln, als ein glückliches Leben, als ein Leben ohne körperliche und psychische Schmerzen, als ein Leben mitten in unserer Gesellschaft?