Elisabeth Keller im Gespräch mit Hans Georg van Herste über sein Leben, Ayur Veda, Frauen, Politik und Gesellschaft.

Vorwort

Im Laufe meines Lebens habe ich viele Bücher gelesen. Angefangen habe ich mit Kinderbüchern, die mir allerdings schnell zu öde wurden. Danach hangelte ich mich vom Liebesroman über sozialkritische Texte bis zu biografischen Werken weiter.

Eines Tages stieß ich auf ein Buch, das mich auf den ersten Blick nicht wirklich faszinierte. Es handelte sich um den auto-biografischen Roman eines mir völlig unbekannten Mannes. Der Klappentext machte mich allerdings schnell neugierig und so kaufte ich den fast achthundert Seiten starken Wälzer.

Der Autor ließ mich an seinem Leben teilhaben, an einem Leben voller Aufs und Abs, voller Freude und Leid, voller un-gewöhnlicher Ereignisse, voller Glück und einer einmaligen Hilfsbereitschaft, die mir in dem Ausmaß noch nicht untergekommen war.

Dieses Buch las ich nicht. Ich verschlang es. Und es ließ mich nicht eher ruhen, bis ich auch den letzten Buchstaben in mich aufgesogen hatte.

Was zeichnete dieses Buch aus? Ich lernte einen sehr mutigen Mann kennen, der sich durch nichts und niemanden von sei-

nem Weg abbringen ließ, dem keine Geldausgabe zu groß, keine Arbeit zu mühsam und kein Weg zu weit waren, um anderen zu helfen und selbst dabei glücklich zu werden.

Natürlich wollte ich diesem Jemand ein Gesicht geben und so recherchierte ich im Internet und auf Buchplattformen. Es sollte nicht lange dauern und ich landete auf seiner Homepage. Sein Bild sprang mir ins Auge. Was sollte ich davon halten? Er sah ganz normal aus. Ovales Gesicht, Brille, undurchdringliches Lächeln.

Als ich seine Homepage durchblätterte, erkannte ich, wie vielschichtig und umfangreich sein Tätigkeitsfeld war. Ich nahm mir die Zeit und las alle Seiten von A – Z durch, was zwar einige Zeit in Anspruch nahm, meinen Horizont aber schon ziemlich erweiterte.

Nie zuvor hatte ich mich mit Themen wie sexueller Missbrauch von Kindern oder Homo- und Transsexualität beschäftigt. Nie zuvor hatte ich mir Gedanken über fernöstliche Heilmethoden gemacht. Natürlich hatte ich mir mal eine Wohlfühlmassage gegönnt, war auch mal in der Sauna gewesen, aber das war´s dann auch.

Mich hatten Lesben oder Transen nie gestört. Ich war diesen Menschen nie wissentlich aus dem Weg gegangen, hatte mich mit ihnen, ihren Nöten und Ängsten aber auch nie beschäftigt. Dass solche Menschen in so großer Zahl auf der Erde herumlaufen, hätte ich nicht für möglich gehalten, dass sie in der heutigen Zeit noch so ausgegrenzt werden, auch nicht.

Natürlich schaute ich mir auch den Film an, den er auf seine Homepage gestellt hatte, und war fasziniert von der Offenheit der Personen, die dort ihre Geschichte erzählten, und betroffen von ihren Erlebnissen.

Nach und nach las ich all seine Bücher und begriff Stück für Stück, dass wir alles andere als in einer heilen Welt leben, dass wir umgeben sind von brutaler Gewalt und Kriminalität und dass die meisten Opfer Frauen und Kinder sind. Ich war sprachlos darüber, dass diese Verbrechen nur selten vor dem Kadi landen, dass vertuscht und gelogen wird, dass sich die Balken biegen, nur um den Tätern ein schönes Leben zu garantieren.

Als ich sein Buch „Die Kaputtmacher“ las, wurde mir bewusst, was er aushalten muss, um weiterhin helfend tätig sein zu können, wie viel er einstecken muss. Wie stark muss ein Mensch sein, der das alles aushält und nicht selbst dabei vor die Hunde geht?

Natürlich werden jetzt einige sagen: die hat er nun auch eingewickelt und in seine Sekte gezerrt. Ich gebe zu, ich bin fasziniert von soviel Stärke und Rückgrat, bin deswegen aber nicht blind und ohne eigene Meinung.

Ich habe anfangs immer wieder gezweifelt und mich gefragt, warum tut er das, was er tut? Da ich ein Mensch bin, der sich selbst ein Bild von anderen macht, und nicht einfach Gerüchten hinterherläuft, entschloss ich mich, ihm auf einer Buchmesse zu begegnen.

Als er dort seinen sehr interessanten Vortrag beendet hatte, reihte ich mich in die Schlange der anderen ein, die mit ihm sprechen wollten. Ich war schon etwas aufgeregt. So einem Mann begegnet man ja nicht jeden Tag. So verlief die erste Begegnung auch recht kurz und kühl.

Die Kühle kam aber wohl eher von meiner Seite, da er mich ausgesprochen freundlich begrüßte. Ich ließ mir ein Buch signieren und verabschiedete mich sofort wieder. Ich war noch keine fünf Meter entfernt, da hätte ich mich schon selbst in den eigenen Allerwertesten beißen können. Wieso hatte ich ihn nicht gefragt? Ich hatte mir doch so viele Fragen im Kopf zurechtgelegt. Nachdem ich mich bei einem Kaffee beruhigt hatte, suchte ich ihn erneut auf. Diesmal stand er am Rande eines Forums und beobachtete eine Autorin, die dort ihre lustigen Geschichten erzählte. Dass er nicht nur selbst schrieb, sondern auch andere Autoren fördert, war mir bis dahin nicht bekannt gewesen.

Ich sprach ihn an und er erklärte mir freundlich, dass er gleich einen Buchpreis überreichen müsse. Nach dieser Veranstaltung hätte er Zeit für mich. Also zog ich mich zurück und beobachtete den weiteren Ablauf des Geschehens.

Nach etwa zwei Dritteln ihrer Redezeit, ging Herr van Herste zum Podium, nahm der völlig verdutzten Frau das Mikrofon aus der Hand und erläuterte dem ebenso überraschten Publikum den Lebensweg der Autorin.

Anschließend kamen zwei junge Mädchen auf die Bühne und überreichten den Buchpreis. Die Autorin, heute weiß ich, dass es sich um Margaretha Main handelte, nahm überglücklich den Preis entgegen und hielt ihn vor Freude strahlend in die Höhe. Ich freute mich mit ihr, obwohl ich bis dahin noch nie etwas von ihr gehört hatte. Die Frau war völlig am Boden und schaffte es kaum, weiter zu lesen.

Herr van Herste nahm sich Zeit für mich und ich fragte ihn von A – Z aus. Ich stellte fest, dass er das alles wirklich so meint, wie es von ihm aufgeschrieben worden war. Nach der Verabschiedung war mir klar, dass ich mit ihm in Verbindung bleiben würde.

Dass ich einmal seine Presse- und Mediensprecherin werden würde, hätte ich damals nie für möglich gehalten. Das folgende Interview ist entstanden, als ich ihn und Frau Main auf einer Lesereise begleiten durfte.

Der ärztliche geprüfte Schmerztherapeut der Deutschen Gesellschaft für Naturheilkunde und energetische Schmerztherapie e.V., ayurvedische Lebensberater, Autor und Filmemacher, Hans Georg van Herste, wurde als Kind selbst Opfer häuslicher Gewalt und sexuell missbraucht. Um auf die Lage anderer Opfer aufmerksam zu machen, sprach er schon als Jugendlicher über Übergriffe in seinem lokalen Umfeld.

Anstatt den Opfern zu helfen, wurde er von Teilen der Bevölkerung verunglimpft und verspottet. Das konnte ihn allerdings nicht davon abhalten, sich auch weiterhin mit diesem Thema zu befassen.

Obendrein lernte er viele Homo- und Transsexuelle kennen, die, genau wie die Missbrauchsopfer, unter starken psychischen Problemen zu leiden hatten. Er stellte sehr schnell fest, dass es mit der Gleichberechtigung von Mann und Frau nicht weit her war und bis heute ist. So nahm er die Unterstützung von Frauen, die häusliche Gewalt erleben mussten oder benachteiligt wurden und werden, mit in sein Tätigkeitsfeld auf.

Er „erfand“ die Insel-Methode als Präventions- und Aufklärungsmittel, um Betroffenen vor Ort zu helfen. Außerdem schrieb er viele Bücher, um auch dem Laien klarzumachen, was sich zu jeder Stunde mitten unter uns abspielt. Während sein Wirken von großen Teilen der Bevölkerung unterstützt oder zumindest mit Wohlwollen betrachtet wird, gibt es einige Menschen, die seine Tätigkeiten ablehnen. Die Palette reicht von übler Nachrede im lokalen Umfeld bis zur groß angelegten Verleumdungskampagne.

EK       Hallo, Herr van Herste! Wie geht es Ihnen?

vH      Im Moment geht es mir sehr gut. Ich reise von Termin zu Termin. Mein Ayur-Veda-Buch ist gut aufgenommen wor-den.

EK       Das freut mich. Es ist ja auch sehr lesenswert und aufschlussreich. Mir hat es wirklich gut gefallen. Damit werden Sie sicherlich wieder zwei Wellen auslösen – eine gute und eine weniger gut.

vH      Ich denke, dass es genauso ablaufen wird, wie bei meinen anderen Büchern. Die einen freuen sich über die Hilfe, auch wenn sie teilweise etwas außergewöhnlich ausfällt. Die anderen werden das Buch weniger gut wegkommen lassen.

EK       Wie kommt es, dass Sie die Menschen so polarisieren?

vH      Das liegt in der Natur der Sache. Betroffene, die Hilfe wollen, werden sich die Informationen holen, die sie brauchen. Andere, die in meinen Büchern nicht gut wegkommen, werden mich zum Feindbild erklären.

Welcher Pädophile hat es schon gern, wenn man ihm auf die Schliche kommt? Welcher Arzt lässt sich schon gern von einem kleinen dummen Masseur vorführen, wie man mit einfachsten Mitteln Leiden lindert oder ganz beendet, die er selbst über Monate oder Jahre hinweg nicht in den Griff bekommen wollte oder konnte?

Welcher Ewiggestrige wird es gut finden, dass ich für Homo- und Transsexuelle und Frauen zu Felde ziehe? Früher war es doch so schön bequem. Er konnte seine Frau wie eine Sklavin halten und Homo- und Transsexuelle als abartige Irre bezeichnen. Inzwischen ist das nicht mehr so einfach.

EK       Da Sie selbst Opfer waren, verstehe ich, dass Sie sich für andere Opfer stark machen. Aber wieso unterstützen Sie Homo-, Transsexuelle und Frauen so intensiv? Sind Sie selbst homosexuell?

vH      Muss man ein Seehund sein, um das Abschlachten von Seehunden abzulehnen? Nein, ich bin nicht homosexuell. Ich habe nur im Laufe meines Lebens feststellen müssen, dass Homo- und Transsexuelle nach wie vor von großen Teilen der Bevölkerung abgelehnt werden. Und ich sehe es einfach als un-menschlich an, dass über die Hälfte der Weltbevölkerung – ich meine die Frauen – wie Sklavinnen gehalten werden, keine eigene Meinung haben dürfen und ausgebeutet werden, ohne die Möglichkeit zu haben, selbst über ihr Leben und ihren Lebensstil entscheiden zu können.

EK       Ihre Einstellung ist sehr lobenswert. Aber meinen Sie nicht, dass da ein wenig übertreiben?

vH      Schön wär´s. Ich möchte dazu ein paar Zahlen einwerfen. Jedes dritte Mädchen und jeder fünfte Junge werden sexuell missbraucht. Fast alle Taten werden im häuslichen Umfeld verübt.

EK       Das heißt von Vater und Onkel?

vH      Ja, von Vater, Onkel, Bruder, Mutter, Oma, Opa, Tante, Nachbarn, Lehrer, Priester, Pastor, Hausarzt etc.

EK       Von Mutter und Oma auch?

vH      Ja, leider ist das so. Im Durchschnitt wissen achtzig Prozent der Mütter Bescheid oder machen sogar mit.

EK       Wie kann das sein? Das ist ja kaum zu glauben.

vH      Viele Mütter sind selbst Missbrauchsopfer gewesen oder nicht Willens, ihren Status aufzugeben. Wenn sie ihren eignen Ehemann anzeigen, verlieren sie vielleicht Haus, Hof, Auto oder sonstige Annehmlichkeiten. Und man sollte nicht vergessen, dass es für viele eminent wichtig ist, was die Nachbarn sagen könnten.

EK       Aber in den Medien liest man doch überwiegend von fremden Pädophilen, die den Kindern auflauern.

vH      Natürlich gibt es auch Fremde, die sich an Kindern vergehen. Die Zahl ist allerdings sehr gering. Die allermeisten Übergriffe finden im häuslichen Umfeld statt.

MP      Dann verstehe ich nicht, dass über häusliche Übergriffe relativ wenig berichtet wird.

vH      Da gibt es tausende von Gründen. Welcher Journalist würde denn gern über eine Straftat schreiben, die er selbst begeht? Und wenn er selbst kein Täter ist, vielleicht ist es sein Nachbar, der ihm ab und zu die Bohrmaschine leiht. Vielleicht ist es der Richter, mit dem er Tennis spielt oder der Arzt, von dem er sich behandeln lässt, oder der Unternehmer, der in seiner Zeitung für viel Geld Werbung schaltet. Da unterstützt man doch lieber die gängige Meinung, Pädophile würden überwiegend aus dem Asozialenmilieu stammen. Natürlich gibt es auch in den unteren sozialen Schichten Täter, aber bestimmt nicht mehr, als in anderen.

EK       Glauben Sie wirklich, dass Homo- und Transsexuelle heute noch ausgegrenzt werden?

vH      Das glaube ich nicht nur, das weiß ich ganz bestimmt. Ich habe viele Betroffene kennen gelernt, die aufgrund ihrer angeborenen Neigung ausgegrenzt, verspottet oder benachteiligt wurden. Lesben werden am Arbeitsplatz gemobbt oder gemieden. Ein Kapitän mit sämtlichen Patenten, bekam als Kapitänin kein Kommando mehr. Ein Arzt musste nach seiner Geschlechts angleichenden OP als Putzfrau arbeiten. Einer Kommissarin, die zuvor als Kommissar die kniffligsten Fälle gelöst hatte, wurde kein Fall mehr übertragen.

Vor kurzem nahm ich an einer Lesung einer bekannten Autorin teil. Die Zuhörer waren begeistert von ihren Geschichten. Als sie allerdings ihre Lebensgefährtin, die ebenfalls im Publikum gesessen hatte, auf die Bühne holte, um sie dem Publikum vorzustellen, standen viele auf und verließen angewidert und kopfschüttelnd den Saal. Ob die auch weggegangen wären, wenn die Autorin rothaarig gewesen wäre? Wahrscheinlich nicht.

Auch Johanna hatte viel zu leiden.

EK       Johanna?

vH      Vor vielen Jahren kam eine Mutter zu mir und erzählte von ihrem Sohn Johannes, der vorgeben würde, ein Mädchen zu sein. Nach einigen Gesprächen mit ihm, stellte sich heraus, dass er das nicht vorgab. Sie war ein Mädchen.

Wir brauchten viele Gutachten und sogar eine Ethikkommission, um Johanna dazu zu verhelfen, als Johanna leben zu dürfen.

Die Anfeindungen reichten von übelster Nachrede bis zur Bedrohung. Und obwohl wir psychologische Gutachten vorweisen konnten und die Geschlechtsangleichung längst lief, weigerten sich immer noch männliche Lehrer, sie mit ihrem weiblichen Vornamen anzusprechen.

Auch einige Eltern von Mitschülern machten einen dermaßenen Aufstand, dass Johanna sich beim Sport in der Umkleidekabine der Lehrerin umziehen musste. Johanna war bei den Mädchen voll akzeptiert und hatte viele Freundinnen. Trotzdem lief diese Diskriminierung weiter.

Heute sind wir alle froh, dass wir das durchgezogen haben. Johanna ist eine junge und äußerst hübsche Frau und glücklich obendrein.

EK       Na ja, das ist ja schon ein paar Jahre her. Meinen Sie, dass das heute auch noch so ist?

vH      Ja. Erst vor ein paar Tagen hörte ich von einer Schülerin, dass Homo- und Transsexuelle von einigen männlichen Lehrern im Unterricht verhöhnt wurden. Wie soll sich etwas ändern, wenn Lehrer derartigen Unsinn verbreiten?

EK       Vielleicht haben viele Menschen einfach ein Problem damit, mit Minderheiten umzugehen.

vH      Minderheit ist gut. Nach der letzten Kinsey-Umfrage haben über fünfzig Prozent aller Frauen homoerotische Neigungen. Das heißt, es ist wahrscheinlicher, einer lesbischen Frau zu begegnen, als einer heterosexuell veranlagten. Ich finde, dass lesbische Frauen eine wunderbare Erfindung der Natur sind. Würde man Homosexualität nicht so stark unterdrücken, hätten wir kein Problem mit der Überbevölkerung.

EK       Das wird den Männern aber nicht schmecken.

vH      Ich habe neulich mit einem Patienten darüber gesprochen. Der meinte, wenn es so viele Lesben gäbe, dann würden ja viele Männer keine Frau abbekommen. Er hätte gern auch nicht nur eine zur Auswahl.

So kann man es natürlich auch sehen. Allerdings halte ich diese Einstellung für sehr egoistisch. Wie kann man von einer lesbischen Frau verlangen, dass sie sich mit einem Mann zusammentut und damit ihre Neigung verdrängt mit allen psychischen Konsequenzen, nur damit ein Mann eine Putzfrau, eine Bettgefährtin, eine Wäscherin, eine Krankenschwester, ein Dienstmädchen oder eine Kinderfrau zu Hause hat?

In Ostasien gibt es viele Gebiete, in denen Mädchen als so gering erachtet werden, dass sie abgetrieben oder als Kleinkinder ermordet werden. Dort schafft sich die männliche Bevölkerung selbst das Problem. Die Männer jammern über die geringe Zahl der Frauen, ändern aber nichts an dem System.

EK       Sollten denn alle Frauen lesbisch sein?

vH      Das ist doch Blödsinn. Wenn sowohl Mann als auch Frau heterosexuell veranlagt sind, sollen sie miteinander leben und glücklich sein.

Von Kritikern wurde mir in der Vergangenheit ab und zu vorgeworfen, ich würde alle Frauen lesbisch machen wollen und alle Männer transsexuell. Das ist der reine Unsinn. Erstens könnte ich niemanden transsexuell oder lesbisch machen, da diese Neigungen angeboren sind oder eben nicht. Und zweitens hätte ich doch nichts davon. Ich möchte mithilfe meiner Kenntnisse den Menschen helfen und sie bestimmt nicht in eine bestimmte Richtung zwingen.

EK       Ihnen wird vorgeworfen, Sie hätten eine Sekte gegründet.

vH      Ja, die alte Leier kenne ich in- und auswendig und wurde von einem neidischen Masseur erfunden, der nicht einsehen wollte, dass sein übermäßiger Alkoholkonsum zu seinem Ruin führte und nicht meine Anwesenheit. Sex, Guru und Sekte werden immer wieder gern genommen, um jemanden unglaubwürdig oder lächerlich zu machen – und das Geld nicht zu vergessen.

EK       Wieso Geld?

vH      Na, der van Herste ist doch derjenige, der armen Frauen das Geld aus der Tasche zieht.

EK       Wie kommt es zu diesen Gerüchten?

vH      Ich habe vielen Betroffenen nicht nur Zeit geopfert. Ich habe Vielen eine Ausbildung ermöglicht oder ein bezahlbares Auto besorgt oder eine Wohnung. Obendrein habe ich oft mit viel eigenem Geld dafür gesorgt, dass die Betreffenden erstmal was Vernünftiges zum Anziehen bekamen. Abgerissene und versiffte Jeans machen sich bei einem Vorstellungsgespräch nicht sonderlich gut. Ich habe nie behauptet, diese Zuwendungen seien Geschenke, obwohl ich viel verschenkt habe.

EK       Und wo liegt das Problem?

vH      Einige haben viele tausend Euro bekommen, manche richtig viel Geld, weil ich sie immer wieder vor dem Gerichtsvollzieher retten musste. Eine der Schuldnerinnen kam eines Tages auf die Idee, Ratenpläne für die Rückzahlungen auszuarbeiten. Einige zahlten dann, andere verabschiedeten sich plötzlich und unerwartet. Vier dieser Leute behaupteten später, ich hätte sie mit den Ratenplänen nur ausnehmen wollen und die Verträge wären sittenwidrig.

EK       Ist ja kein wirklich schöner Zug.

vH      Da diese Leute die Opferrolle sehr gut spielen können, ist man natürlich eher geneigt, ihnen mehr zu glauben, als mir. Ein paar mit einem krankhaften Helfersyndrom ausgestattete Frauen haben es sich zur Aufgabe gemacht, armen Menschen zu helfen – ohne allerdings die Hintergründe zu kennen und kennen zu wollen. Sie wollen wohl aufgrund guter Taten einen besonders guten Platz im Himmel ergattern.

EK       Haben Sie denn das Geld je wieder gesehen?

vH      Heute ist es ziemlich leicht, Privatinsolvenz anzumelden. Und schon sind alle Schulden vom Tisch. Und den Insolvenzverwalter juckt es doch herzlich wenig, dass diese Leute weiterhin betrügen, indem sie heimlich nebenher Geld verdienen und so ihren Verpflichtungen nicht nachkommen.

EK       Und da kann man gar nichts machen?

vH      Was wollen Sie machen, wenn kein Mensch sich zu-ständig fühlt.

EK       Was bleibt Ihnen zum Schluss übrig?

vH      Eine Reduktion auf das Negative.

EK       Was meinen Sie damit?

vH      Wie wird Hans Georg van Herste in Erinnerung bleiben? Wird man ihm ein Denkmal bauen für seine guten Taten, für die vielen Kinderschänder, die er zur Strecke gebracht hat, für die Frauen, die heute ein lebbares Leben leben können, für die Homo- und Transsexuellen, denen er einen Weg geebnet hat, den sie ohne nicht gefunden hätten?

Nein, es wird der Sexsektenguru übrig bleiben, der armen Frauen das Geld aus der Tasche gezogen und sie zum Lesbensex gezwungen hat.

So tickt nun mal die Menschheit und ich werde die Welt nicht retten können.

EK       Sind Sie deswegen verbittert?

vH      Verbittert würde ich nicht sagen, wohl eher manchmal etwas traurig, wenn ich sehe, wie viel Potenzial in einigen steckt und sie dieses Potenzial nicht dazu benutzen, um sich weiterzuentwickeln, sondern nur um neidisch zu sein oder anderen Schaden zuzufügen.

EK       Sind Sie ostasiatischen Religionen zugeneigt?

vH      Erstens haben ostasiatische Religionen nichts mit einer Sekte zutun und zweitens bin ich eigentlich keiner Religion zugeneigt, da viele Religionen nur dem Zweck dienen, einer kleinen Minderheit ein schönes Leben zu garantieren. Die ost-asiatischen Religionen haben den Vorteil, dass sie nicht missionieren wollen. Allerdings finde ich auch die Zehn Gebote nicht schlecht. Es müssten sich nur alle daran halten – auch die, die sie dauernd predigen.

EK       Spüren Sie denn die Abneigung, die Ihnen von einigen entgegenschlägt?

vH      Natürlich spüre ich die Abneigung. Ich bin viel unterwegs, habe viele Städte bereist, ohne sie im eigentlichen Sinne gesehen zu haben. Manchmal, wenn es die Zeit zulässt, nehme ich deshalb an einer Stadtrundfahrt teil.

Neulich saßen meine Mitstreiter und ich in einem Bus, der uns zu den Sehenswürdigkeiten bringen sollte. Alle Mitreisenden waren freundlich zu uns. Im Laufe der Fahrt – wir mussten mehrmals aussteigen, um uns Gebäude von innen ansehen zu können –, trafen mich immer mehr feindselige Blicke. Einige gingen mir sogar gezielt aus dem Weg. Ich beobachtete mein Umfeld und bemerkte schnell, dass es da eine Frau gab, die immer wieder mit den anderen flüsterte und dabei in meine Richtung nickte. Diese Frau schien mich als Feind ausgemacht zu haben und verbreitete nun ihre Erkenntnis unter den anderen Fahrgästen.

Früher hätte ich mich still geärgert. Heute gehe ich in die Offensive. Ich stellte mich also in den Bus, nahm mir das Mikrofon und stellte mich vor. In wenigen Worten erklärte ich den Leuten, wer ich bin und was ich tue. Als ich davon sprach, dass ich mithilfe meiner Inseln und in Zusammenarbeit mit dem LKA allein in diesem Jahr mehreren tausend Pädokriminellen auf die Schliche gekommen war, legte sich die Abneigung und ich bekam sogar Applaus. Die Stimmung schlug also völlig um. Anschließend kam es zu mehreren Gesprächen.

Ich muss mich immer wieder wundern, dass es intelligente Menschen gibt, die einer üblen Nachrede so schnell auf den Leim gehen, selbst wenn sie völlig aus der Luft gegriffen ist, ohne sich von dem Beschuldigten selbst ein Bild gemacht zu haben.

Vor ein paar Jahren wurde ich von meinen Patenkindern gebeten, ein Baumhaus für sie zu bauen. Da ich mit Holz einigermaßen umgehen kann, erfüllte ich ihnen diesen Wunsch mit Freude. Es dauerte nicht lange und es wurde herumerzählt, ich hätte mir eine Predigerkanzel gebaut, um meinen Jüngern Vorträge zu halten.

Etwas später ging das Gerücht um, ich würde mit meinen Jüngerinnen nachts nackt um die Zitronenbäume in meinem Garten tanzen. Bei Vollmond sei es besonders schlimm, da dann die Frauen spitze Schreie ausstoßen würden. Früher war ich über solche Äußerungen betroffen, heute kann ich über solch einen Schwachsinn nur lachen. Es scheint allerdings immer Leute zu geben, die so etwas glauben wollen.

Ich denke, dass da eigene Phantasien und Wunschträume mit eingearbeitet werden. Vielleicht möchte der eine oder andere Mann ja selbst einmal die spitzen Schreie einer Frau hören oder gar auslösen oder eine Frau möchte diese selbst einmal von sich geben. Trauen tun sie sich das dann aber lieber doch nicht.

EK       Na ja, wenn Sie den Frauen erzählen, sie sollen ihre Hosen ausziehen und masturbieren, dürfen Sie sich nicht wundern, dass Ihnen nicht nur Freude entgegenschlägt.

vH      Das mit den Hosen und der Masturbation sind Themen, die gern gegen mich verwendet werden, ohne dass der Hintergrund meiner Aussagen beachtet wird oder werden soll.

EK       Ich bin gespannt.

vH      Im weiblichen Genitalbereich herrscht ein Milieu, in dem Keime, welcher Art auch immer, kein gutes Leben haben. Die Frau sorgt auf diese Weise für ihren eigenen Schutz.

Kommt es aber durch das Tragen von Hosen zu einem Temperaturanstieg, wird dieser Schutz ausgehebelt und eine Umgebung geschaffen, die jeden Eindringling mit Freude erfüllt. Das heißt, Keime finden einen idealen Nährboden und können wachsen und gedeihen und natürlich dadurch Entzündungen auslösen. Ausfluss, Juckreiz oder Blasenentzündungen sind vorprogrammiert. Lässt die Frau ihre Hosen weg, kann sich alles normalisieren.

EK       Und das funktioniert?

vH      Ja, das funktioniert sogar sehr gut.

EK       Wird dieser Rat denn angenommen?

vH      Ich habe das vielen Frauen erzählt. Die Mehrzahl hat den Rat abgelehnt. Die, die es ausprobiert und mehrere Wochen durchgehalten haben, waren ihre Beschwerden schnell ganz oder teilweise los.

EK       Aber woher wissen Sie, dass die Beschwerden nicht aus anderen Gründen weggegangen sind?

vH      Weil diese Patientinnen schon zig Salben, Zäpfchen oder Pillen genommen hatten, bevor sie bei mir auftauchten, und die meisten nach dem erneuten Tragen ihrer Hosen erneut erkrankten.

Die Patientinnen, die seitdem nie wieder oder nur in Ausnahmefällen Hosen tragen, haben nachhaltig eine Beschwerdebesserung oder -freiheit erreicht. Das sagt doch klar aus, dass das Tragen von Hosen für Frauen nicht von Vorteil ist.

EK       Dafür holen sie sich im Winter eine Blasenentzündung.

vH      Der Genitalbereich einer Frau ist um einiges mehr durchblutet, als z. B. die Gesichtshaut. Wenn eine Frau im Winter nicht gerade nackt herumläuft, passiert also gar nichts. Dass sich Frauen ohne Hosen im Winter eine Blasenentzündung holen, ist ein Ammenmärchen, weiter nichts.

Meine Großmutter, Urgroßmutter und weiblichen Verwandten älteren Semesters haben nie Hosen getragen und hatten seltsamerweise nie Unterleibsbeschwerden.

Ich habe mal ein Foto gesehen, das aus den 1920er Jahren stammt. Auf dem posiert eine meiner Urgroßtanten im langen Kleid im Winter auf Skiern im Schnee, d. h.: diese Frau ist ohne Hose Ski gelaufen. Und sie macht auf dem Foto nicht unbedingt einen unglücklichen Eindruck.

Vor ein paar Monaten lief eine Reportage im Fernsehen, in der Frauen vorgestellt wurden, die in entlegenen Andendörfern leben. Diese Frauen tragen ausschließlich Kleider – auch bei ihrem Hobby, dem Fußball spielen.

Immer, wenn sich die Gelegenheit bietet, spielen Frauen eines Dorfes gegen die eines anderen Dorfes. Nach und nach hatten sich diese Spiele zu echten Spektakeln entwickelt, die auch überregionale Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnten.

In einer Halbzeitpause wurden die Spielerinnen gefragt, ob es nicht bequemer sei, in kurzen Hosen zu spielen. Darauf antwortete eine der Spielerinnen: „Wir haben schon immer in unserer Alltagskleidung, also in unseren Kleidern gespielt und werden das auch weiterhin tun. Hosen haben wir ausprobiert. Dafür sind wir Frauen nicht geschaffen. Die ziehen wir im Alltag nicht an und werden das auch beim Fußball nicht tun.“

Die Reporterin wollte wissen, ob ihnen das Spielen im Kleid nicht zu kalt sei und obendrein könne man manchmal etwas sehen.

„Nein, ein Kleid ist nicht zu kalt. Kleider tragen wir auch im tiefsten Winter – und der kann hier oben ganz schön kalt werden. Wenn mal was zu sehen ist, ist das nicht schlimm. Es wird nie was zu sehen sein, was da nicht von Natur aus hingehört.“

Alle anderen Spielerinnen und ein paar Zuschauerinnen hatten sich nach und nach um die Reporterin geschart und nickten zustimmend.

EK       Ich bin selbst eine Frau, Was würden Sie mir raten? Was sollte ich tragen?

vH      Wichtig ist als allererstes, dass ein BH getragen wird, der einerseits nicht einschnürt und andererseits den Busen anhebt, um ein Ungleichgewicht zwischen Brust und Rücken zu vermeiden. Ist der Busen allein für die Träger zu schwer, sollte ein BH getragen werden, der unten etwas länger ist. So wird der Busen nicht nur von den Trägern gehalten, sondern auch von unten her gestützt.

EK       Und unten herum?

vH      Unten herum würde ich bei Ihrer Figur zu einem Hüfthalter raten, an dem Sie Strümpfe befestigen können.

EK       Wieso Strümpfe? Sind Strumpfhosen nicht viel bequemer?

vH      Natürlich können Sie auch Strumpfhosen tragen und diese im Schritt aufschneiden. So haben viele Frauen angefangen, die meine Ratschläge beherzigt haben. Die meisten sind nach und nach aber zu Hüfthalter oder Torselette und Strümpfen übergegangen, weil dann einfach mehr offen ist, was nicht nur das Freiheitsgefühl befriedigt, sondern auch den Toilettengang vereinfacht.

Wichtig ist dabei, dass sowohl Mieder als auch Strümpfe richtig sitzen. Leider gibt es heutzutage noch nicht mal mehr in den Fachgeschäften Verkäuferinnen, die wirklich Ahnung haben.

EK       Na ja, wer trägt denn auch noch solche Omasachen?

vH      Diese Omasachen sind sehr zweckmäßig. Etliche Frauen haben mir erzählt, sie hätten sich hübsche Mieder für wenig Geld gekauft. Die würden zwar schön aussehen, aber sehr schnell zur Plage werden. Was nützt Ihnen also ein Mieder, in dem Sie sich nicht wohl fühlen?

Von etlichen älteren Patientinnen weiß ich, dass sie genau solche Kleidung am liebsten zu Haus tragen. Sie erklärten mir, dass sie sich allerdings in Kleidern oder Röcken kaum noch auf die Straße trauen würden, um nicht schief angeschaut zu werden.

EK       Woher wissen Sie als Mann soviel über Mieder? Sind Sie ein Universalgenie?

vH      Universalgenie? So ein Blödsinn. Es gibt ein paar Dinge, die ich sehr gut kann. Die meisten Dinge allerdings kann ich nicht.

Meine Oma betrieb früher im Erdgeschoss unseres Hauses einen Krämerladen. Da kaum eine Frau einen Führerschein besaß, wurde alles dort eingekauft – auch Miederwaren.

Als ich eingeschult wurde, trugen viele Mädchen Strumpfhalterhemden und Strickstrümpfe, alle Frauen Hüfthalter oder Torselette und Feinstrümpfe. So bin ich da einfach mit reingewachsen. Es war normal und kein Mensch hat so ein Gewese darum gemacht wie heute.

Später konnte ich von diesem Wissen profitieren. Während meiner Ausbildung wurden intensiv die Themen „Stützmieder“ und „Kompressionsstrümpfe“ behandelt.

EK       War da nicht die Gefahr groß, dass etwas zu sehen war?

vH      Meine Güte, wer hat darauf geachtet? Wenn etwas hervorblitzt, ist doch nichts zu sehen, was da nicht hingehört. Über die Aufregung, die heute darüber gemacht wird, hätten die Leute früher nur den Kopf geschüttelt. In der Minirockzeit war ab und zu viel zu sehen. Und, wen hat das gestört?

EK       Mich würde interessieren, wie viele das machen und wer.

vH      Wie viele Frauen auf meinen Rat hin, keine Hosen mehr tragen und masturbieren, kann ich nicht sagen. Vielleicht ein paar hundert oder tausend. Das wird ja auch weitergegeben, wenn es hilft. Im Zeitalter der Dessour-Partys kommt auch so ein Thema schon mal auf den Tisch.

Ich weiß, dass einige Lehrerinnen, Hotelfachfrauen, Bankkauffrauen, Hausfrauen, Rentnerinnen, leitende Angestellte, Physiotherapeutinnen, eine Bäuerin, mehrere Einzelhandelskauffrauen, Versicherungskauffrauen, Altenpflegerinnen, eine Heimleiterin, mehrere Hauswirtschaftsleiterinnen, eine Köchin, zwei Heilpraktikerinnen und sogar eine Gynäkologin meinen Rat dauerhaft befolgen.

Einigen wenigen Frauen musste ich diesen Tipp gar nicht erst geben. Sie trugen sowieso keine Hosen oder trugen nur welche, um nicht ausgelacht zu werden.

Neulich kam eine recht junge Patientin zu mir, die keine Hosen trug. Sie erklärte mir, dass ich ihrer Mutter vor vielen Jahren einmal den Tipp gegeben hatte, sich so zu kleiden, um ihre Störungen loszuwerden. Das hätte so gut funktioniert, dass auch sie damit angefangen hätte und nun schon seit fünf Jahren keine Hose mehr tragen würde.

Ich muss immer wieder feststellen, dass sich einige Frauen nicht trauen, Röcke zu tragen, weil das bei vielen als weibisch gilt. Und das Wort „weibisch“ hat ja einen negativen Tatsch. Das hängt aber wiederum sehr viel mit Neid zusammen. Frauen, die sich trauen, ihre Weiblichkeit zu leben und auch zu zeigen, werden von den neidischen Frauen belächelt, die nicht den Mut haben, das zu tun.

EK       Eine Gynäkologin ist auch dabei?

vH      Na ja, inzwischen gibt es auch Gynäkologen, die die Masturbation empfehlen. Aber scheinbar ist das etwas anderes, als wenn ich das tue.

Die Gynäkologin hatte selbst Probleme mit Pilz- und Blaseninfektionen, war zuerst skeptisch, hat es aber dann doch probiert und schwört heute darauf. Auch die hat den Tipp inzwischen weitergegeben.

EK       Aber ist eine Frau im Mini und ohne Slip nicht ein Vergewaltigungsopfer erster Wahl?

vH      Damals gab es nicht mehr Vergewaltigungen als heute.

EK       Ist denn die Vergewaltigungsrate nicht zurückgegangen, seit die meisten Frauen Hosen tragen?

vH      Statistisch gesehen werden mehr Hosen tragende Frauen vergewaltigt, als Rock oder Kleid tragende.

EK       Wie kommt das?

vH      Frauen, die Röcke oder Kleider tragen, stehen zu ihrer Weiblichkeit, sind damit selbstbewusst. Und selbstbewusste Frauen sind nicht unbedingt die Zielgruppe eines Vergewaltigers. Der sucht Opfer, weil er eigentlich feige ist, und keine Gegner, kein Gegenüber.

Ich bin viel in der Welt herumgekommen und in sehr vielen Ländern dieser Erde tragen Frauen keine Hosen. In diesen Ländern ist die Vergewaltigungsrate nicht höher, als bei uns.

Oder nehmen wir die FKK-Resorts als Beispiel. Das sind groß Areale, auf denen das Tragen von Kleidern verboten ist. Alle laufen also nackt herum und dort ist die Vergewaltigungsrate wesentlich kleiner als in der äußeren Welt. Was meinen Sie, was passieren würde, wenn dort ein Mann mit einer Erektion erwischt würde. Der hätte genau zwei Möglichkeiten: entweder er würde sich schnell auf den Bauch drehen oder achtkantig rausfliegen. Daran ist doch klar zu erkennen, dass Nacktheit nichts mit Vergewaltigung zutun hat. Erst das Tabuisieren der Nacktheit macht neugierig. Das Verbotene ist interessant.

EK       Muss man die Kinder nicht schützen?

vH      Wovor denn? Vor der Nacktheit? Nacktheit schadet keinem Kind. In Gegenden, in denen die Menschen nackt oder halbnackt durch die Gegend laufen, habe ich kein Kind getroffen, das dadurch Schaden genommen hätte. Warum auch? Dann müssten Sie auch sämtlichen Tieren Hosen anziehen.

Na ja, wäre vielleicht noch eine Idee, die Bekleidungsindustrie etwas zu unterstützen.

EK       Sie nehmen dieses ernste Thema aber sehr locker.

vH      Ich verstehe das Theater nicht, das darum gemacht wird. Einerseits sollen Kinder vor der völlig ungefährlichen Nacktheit geschützt werden. Andererseits werden sie schon im Kindesalter vergewaltigt.

Oder schauen Sie mal in die Kindergärten. Wie viele erzählen schon in dem Alter vom abendlichen Krimi im Fernsehen? Nackte Menschen sollen schädlich für die kindliche Entwicklung sein, Mord und Totschlag aber nicht? Das ist doch der blanke Unsinn.

Was wäre denn, wenn alle nackt wären? Kein Mensch würde sich mehr aufregen und die Kinder würden ganz bestimmt keinen Schaden nehmen. Welches Kind würde dann noch vor einem Exhibitionisten erschrecken? Die würden höchstens in schallendes Gelächter ausbrechen.

EK       Und was hat das mit der Masturbation auf sich?

vH      Es gibt kein besseres und natürlicheres Training für die Beckenbodenmuskulatur als den Höhepunkt, der durch Masturbation ausgelöst wird.

Vielen Frauen, denen ich dazu geraten habe, ist innerhalb weniger Wochen, manchmal sogar schon nach ein paar Tagen, die Harnkontrolle wieder möglich gewesen. Die Masturbation kann also schnell und ohne äußere Eingriffe Harninkontinenz lindern oder ganz verschwinden lassen – gesetzt den Fall, es liegt eine Muskelschwäche vor.

Dass ich auch Männern, die eine Prostataoperation hinter sich haben und dadurch an Harninkontinenz leiden, dazu rate, wird gern verschwiegen.

EK       Na gut, diese Ratschläge sind vielleicht etwas ungewöhnlich. Aber wenn sie dazu beitragen, dass lange andauernde Leiden gelindert werden, sind sie doch in Ordnung.

vH      Ich persönlich habe keinen Stress damit. Leider gibt es ein paar wenige Leute, die sich an mir rächen wollen – wofür auch immer – und die schlachten solche Aussagen von mir natürlich gern aus. Da geht es ja nicht mehr um Heilen und Helfen. Das ist denen völlig egal. Es geht ums Kaputtmachen, ums Unglaubwürdigmachen. Dass dadurch vielleicht einigen Menschen dann nicht mehr geholfen wird, weil die sich nicht mehr zu mir trauen, interessiert die Dreckschleudern doch herzlich wenig.

EK       Befassen Sie sich denn ausschließlich mit Harninkontinenz und Masturbation?

vH      Nein. Die meisten Patienten, die mich aufsuchen, haben Rücken- und Gelenksprobleme, Muskelverklebungen oder sonstige Schmerzzustände. Die oben erwähnten Krankheitsbilder kommen nicht ausschließlich vor. Ich habe mehrfach gehört, dass Betroffene, denen ich durch meine Ratschläge helfen konnte, die Informationen direkt an die Nachbarin, Freundin oder im Verwandtenkreis weitergegeben haben.

Das ganze Interview können Sie in meinem Buch „Das Glück liegt in der Streichholzschachtel“ nachlesen.

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